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#1 Du MUSST


 

Dieser Blog-Post beschäftigt sich mit Gedanken über zwischenmenschliche, manchmal schwierige, Kommunikation. Er soll wach rütteln, die Gedanken anregen um den ein oder anderen Satz vielleicht doch nochmal zu überdenken.

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 "DU MUSST"

Im Laufe eines Menschenlebens erklingt selten ein Satz so oft wie:

DU MUSST.

Du MUSST dieses.., Du MUSST jenes..

Er MUSS das... Sie muss das..

Dieses Wort MUSS wird sehr unachtsam und sehr häufig in unserem Wortgebrauch verwendet. 

 

Aber sind wir doch mal ganz ehrlich. Wer bestimmt, was ein Mensch MUSS?

Wer gibt vor, was ein Individuum zu tun und zu lassen hat?

 

Wir, als freie Individuen, sind eigenständige, selbst denken und somit auch selbst entscheidende Wesen.

Dies sollte man zumindest meinen!

 

Immer mehr Personen nehmen sich das Recht heraus Anderen zu sagen, was sie zu Tun und zu Lassen haben. Aber ist es denn nicht eines jeden Menschen Recht zu diesen Menschen genau eines zu sagen:

ICH MUSS GAR NICHTS!?

 

Liebe Lesende, Sie sind sicher meiner Meinung, wenn ich behaupte, dass sich diesen Satz ein/e jede/r von uns schon mal gedacht hat. Nun kommt wie immer das große ABER.

 

Gesellschaftlich gesehen ist es äußerst unhöflich jemandem der sich über das "Müssen" eines Menschen äußert, zu sagen, dass ihn dies nichts anginge. Die gut gemeinten Ratschläge werden hier meist als "nur Helfen wollen" dargestellt und man selbst ist dann der Blöde. Man selbst wird meist als undankbar, empfindlich oder eingeschnappt bezeichnet. Doch woher nehmen sich besagte Individuen das Recht über das Müssen eines anderen Menschen zu urteilen? Wo hört der eigene Freiraum auf und wo fängt die Freiheit eines anderen Menschen an? Bis wohin bekommen Menschen die Möglichkeit von Außen zu beeinflussen wer was muss? Bis wohin geben wir den Menschen auch selbst den Freiraum Entscheidungen für uns zu treffen oder bis wohin lassen wir es zu, dass Menschen "nur" mitreden? Sieht es unsere Gesellschaft vielleicht sogar vor, anderen Menschen ungefragt "gute Ratschläge" zu geben, die falsch ausgedrückt zu einem "MÜSSEN" werden?

 

Dies beginnt, wenn das Augenmerk auf solche Dinge gelegt wird, ja bereits in der Kindheit eines Jeden. Eltern bestimmen für Ihre Kinder. Nun könnte hier berechtigt eingeworfen werden - sie haben ja auch die Verantwortung, sind älter, haben mehr Lebenserfahrung. ABER lieber Lesender - ist dies die Berechtigung eines Menschen über einen anderen zu bestimmen?


Oder ist es wirklich denkbar, dass die Wortkonutation an unserer Reaktion im Zuge dieses "Angriffs" auf unsere Freiheit  schuld ist? Vielleicht haben wir im Laufe des Lebens begonnen eine Aversion gegen Dinge zu entwickeln, die Jemand  für uns bestimmt und dies mit MÜSSEN ausdrückt. Würde es weniger stören, wenn jemand in "Giraffensprache" und aus der Ich-Perspektive formuliert, einen Ratschlag ungefragt geben würde?  Vermutlich ja.

 

Ob man es glaubt oder nicht, meines Erachtens macht der Sprachgebrauch gerade in diesem Fall einen großen Unterschied.

 

In der Vielzahl der Kommunikationsseminare werden unzählige Kommunikationsmodelle der verschiedensten Experten und Expertinnen vorgestellt - Egal ob Watzlawik ("Du kannst nicht, nicht kommunizieren"!) oder Rosenberg (Gewaltfreie Kommunikation), sie alle zielen eigentlich darauf ab, dass die Art und Weise, wie wir unsere Sätze fomulieren eine Bedeutung erhält. Oft wird davon ausgegangen, das es ja auf das Gesagte, also den Inhalt ankommt. Doch sind wir mal ehrlich - nicht umsonst gibt es zahlreiche Kommunikationsseminare, die uns beibringen bzw. darauf hinweisen wollen, das besonders das WIE, die Ausdrucksweise, die Wortwahl und ja - nach Watzlawik sogar die Mimik und Gestik - einen Einfluss auf die Botschaft haben.

 

Nun wird davon ausgegangen, dass dies alles eingehalten und berücksichtigt wurde. Nicht einmal dann ist der Ausgang einer derartig übermittelten Botschaft beim Empfänger gewiss. Der Empfänger hört bekanntlich mit verschiedenen Ohren zu, auch wenn der Sender alles "richtig" gemacht hat. 

Wie aus der Kommunikationsforschung bekannt, kommt beim Empfänger entweder das Appell-Ohr, das Beziehungs-Ohr, das Sachinhalts-Ohr oder das Selbstkundgabe-Ohr zum Einsatz. Wie also sollte nun eine "gute" Kommunikation möglich sein? 

 

Basierend auf diesem Wissen sind die oberen Äußerungen des "DU MUSST" sowohl Sender als auch Empfänger-"Fehler". Gerade in diesem Fall wird deutlich, wie viel der Sprachgebrauch mitbeeinflussen kann.

 

So schnell, lieber Lesender, wird aus einem gut gemeinten Ratschlag ein Ärgernis auf Empfängerseite. Die Reaktion des Empfängers verärgert möglichersweise den Sender, der ja nur einen guten Rat geben wollte und mit den besten Absichten versucht hat etwas produktives beizusteuern.

 

Kommunikation ist der Schlüssel zum Verstehen des Gegenübers. Möglicherweise sollte man sich sebst an der Nase nehmen und das Gegenüber direkt ansprechen, weil:

 

Lack of communication ruins everything, because instead of knowing how the other person is feeling, we just assume. " (unknown)

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Diese oben genannten Gedanken sollen anregen - vielleicht haben ja auch wir manchmal, ungeachtet des Nicht-Bemerkens solche Ratschläge und sollten besser darauf achten, wie wir Ratschläge formulieren.

 

Auch, und das sollte auch einmal angesprochen werden, einfach einmal nichts zu sagen und einfach zuzuhören kann eine Form der Kommunikation sein!

 

 

  Bildquelle: Pixabay

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